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Aachener Nachrichten - 24. März 2017

 

Stadt ehrt hilfsbereite Bürger, für großes Engagement

Von: Christoph Hahn  
Letzte Aktualisierung: 

Stolberg. Was sie verschenken, wiegt schwerer als alles Gold und Gut: „Sie spenden Ihren Mitmenschen Zeit und Zuwendung“, schrieb Stolbergs Bürgermeister Tim Grüttemeier seinen Gästen ins Stammbuch. Die zeigen jeden Tag, was ihnen die Menschen in der Kupferstadt wert sind, indem sie sich ohne materiellen Gegenwert für sie engagieren - in der Leseförderung, im Sport oder beim Begleiten von Flüchtlingen durch den Alltag.

Die Gäste im Rathaus haben das sogar so intensiv getan, dass sie von der Stadt mit der Ehrenamtskarte ausgezeichnet wurden. Mit dieser Karte erhalten deren Inhaber diverse Vergünstigungen, in einem Eiscafé zum Beispiel oder beim Anmieten von Räumen im Jugendheim Münsterbusch, für private Feiern.

Vor allem aber, haben es die neun ausgezeichnete Frauen und Männer, seit dem frühen Donnerstagabend offiziell: Ihr Einsatz für das Gemeinwesen zählt etwas in Stolberg. Oder, wie es wiederum der Bürgermeister formuliert: „Das Ehrenamt ist uns in dieser Stadt sehr wichtig.“

Der Querschnitt durch die neuen Karten-Inhaber sagt viel darüber aus, welches Gesicht die engagierten Kupferstädter tragen – das von Saida Hamadache, die aus Algerien stammt und von sich sagt: „Ich will das Leben der Flüchtlinge hier ein wenig leichter machen.“

Oder Frial Mdlal: 31 Jahre schon lebt die gebürtige Syrerin, inzwischen eine gestandene Großmutter, in Deutschland und nennt das, was sie tut, ganz schlicht beim Namen: „Ich übersetze bei der Arbeitsagentur und im Kindergarten.“

Arabisch lernen

Das macht sie auch, aber wie ihre Mitstreiterinnen Saida Hamadache und Aouatif Elfikr nicht nur. Unter dem Dach des Vereins „Frauen für Frauen in Stolberg“ entfalten die drei Musliminnen so unterschiedliche Aktivitäten, wie den Kurs „Fahrradfahren für Frauen“, erteilen Kindern Arabisch-Unterricht oder machen ihre Klienten mit dem Lernportal der Volkshochschule bekannt.

Aus der Fremde

Die Ehrenamtskarte und der Kreis ihrer Inhaber, erzählen aber noch eine andere Geschichten – die von Menschen, die aus der fernen Fremde in Stolberg ankommen und für die Aufnahme in der neuen Heimat so dankbar sind, dass sie den Weg dorthin, jetzt auch anderen Migranten ebnen wollen. Und damit ist diese Geschichte auch die von Jasmin Ratschlag, die seit 20 Jahren in Stolberg lebt und dort zum Beispiel minderjährige Flüchtlinge unterstützt und so ganz nebenbei den Dialog zwischen Christen und Muslimen in Gang bringt.

Muarem Zaimi, auch er ein Kupferstädter und in der Kommunalpolitik als Mitglied des Integrationsrates fest verwurzelt, schöpft aus dem schwierigen Start ins neue Leben, die Energie für sein Engagement: „Damals war es nicht möglich, einen Menschen zu finden, der einem einen guten Rat gibt. “ Dieser Mensch, der seinem Gegenüber diesen guten Rat – so jemand will der gebürtige Kosovo-Albaner heute sein.

Gewissenhaft

Nicht alle der neuen Ehrenamtskarten-Inhaber haben einen Migrationshintergrund. Zum Beispiel Geert Desmedt, der zweite Vorsitzende der DJK Sportfreunde Dorff, der (bei der Präsentation im Rathaus verhindert) überdies im ganzen Kreis Aachen des Fußballverbands Mittelrhein aktiv ist und von seinen Dorffer Vorstandskollegen als „verlässlich und gewissenhaft“ bezeichnet wird.

Durch die „Initiative Kleis“ um den gleichnamigen Stolberger Apotheker, für das Ehrenamt begeistert wurden. Uwe Kalei, der in Schulen und dem Kulturhaus „Kugel“ in Velau, Leseförderung betreibt und auch sonst „viel mit Flüchtlingen“ arbeitet. Ebenfalls über die Initiative des Apothekers wurde Rolf Ahlendorf rekrutiert, der „seinen“ Flüchtlingen das denkbar beste Zeugnis ausstellt: „Das sind gute Jungs.“ Und er versichert: „Die werden sich gut integrieren.“

Multitalent

Ein echtes Multitalent ist schließlich Regina Becker: Sie ist nicht nur Spielplatzpatin auf dem Donnerberg, sondern auch aktiv beim Besuchsdienst im Bethlehem-Gesundheitszentrum, „Lesetante“ in der Stadftbücherei und schließlich Mitarbeiterin der Stolberger Tafel – die Liste ist lang.

In letzterer Eigenschaft (ihr Ehemann packt ebenfalls bei der Stolberger Tafel mit an) hält sie ein temperamentvolles Plädoyer und äußert dabei vor allem einen besonderen Herzenswunsch und erweist sich dabei als die handfeste Tafel-Praktikerin: „Wir brauchen dringend Helfer“, erklärt sie und unterfüttert ihren Appell: „Sie glauben gar nicht, wie schwer das ist, Gemüse zu putzen.“

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